Dicht unterhalb des Kehlkopfs liegt die Schilddrüse als schmetterlingsförmiges Organ unmittelbar vor und auch beiderseits neben der Luftröhre. Der rechte und der linke Lappen werden durch einen kleinen Mittellappen, den so genannten Schilddrüsenisthmus, miteinander verbunden.
Die normal große Schilddrüse wiegt bei der erwachsenen Frau bis 18 g und bei erwachsenen Männern bis 25 g.
Jod / Jodid
Etwa 50% der Bevölkerung haben eine vergrößerte Schilddrüse und bei etwa 1/3 der Bevölkerung finden sich zusätzliche Veränderungen, die eine Schilddrüsentherapie erforderlich machen.
Besonders in der Schwangerschaft, aber auch jenseits des 30. Lebensjahres, bilden sich, besonders im Jodmangelgebiet Deutschland, regressiv-degenerative Veränderungen mit Verkalkungen, knotigen Umwandlungen und teils regressiv-zystischen Umbauten.

Die Aufgabe der Schilddrüse ist es, den Organismus mit Schilddrüsenhormonen L-Thyroxin = L-T4 und L-Triiodthyronin = L-T3 zu versorgen. Der gewichtsmäßig größte und auch essenzielle Bestandteil der Schilddrüsenhormone ist das Spurenelement Jod. Aus diesem Grund haben Veränderungen der über die Nahrung zugeführten Jodmengen mit großem Einfluss auf die Funktion und auch Morphologie (= Struktur) der Schilddrüse.
Nach Berechnungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) benötigt der Erwachsene tgl. etwa 150 bis 250 μg Jodid.

Eisen / Ferritin
Ein wichtiges Enzym für die Produktion der Schilddrüsenhormone ist die Thyroxinperoxidase. Dieses Schlüsselenzym für die Synthese der Schilddrüsenhormone wird bei Eisenmangel nicht ausreichend gebildet. Daher sollten der Ferritinspiegel und somit die Eisenversorgung kontrolliert werden.
Zur Aufrechterhaltung einer normalen Schilddrüsenfunktion ist neben Jod auch Eisen erforderlich. Eisen ist ein wesentlicher Bestandteil der Schilddrüsenperoxidase (TPO). In einer Publikation zeigte Gärtner, dass Frauen mit einem Eisenmangel (Ferritin unter 30 μg/l) ein signifikant erniedrigtes FT4 und FT3 haben, bei leicht erhöhtem TSH. Auch bei Kindern konnte gezeigt werden, dass bei Vorliegen eines Eisenmangels (Ferritin unter 20 μg/l) eine Jodidsubstitution nicht zur Strumaverkleinerung führt, sondern erst nach Ausgleich des Eisenmangels. Dies ist klinisch bedeutsam, führt Gärtner aus, da bei der Diagnostik von Schilddrüsenfunktionsstörung bisher Ferritin nicht mit zur Routinediagnostik gehört.
Nach den neueren Erkenntnissen gehört dies aber unbedingt mit dazu, da gerade junge Frauen häufig neben dem Jodmangel auch einen Eisenmangel aufweisen. Bei Ferritinspiegeln unter 30 μl sollte also auch zur Strumaprophylaxe oder Strumatherapie neben der Jodidsubstitution unbedingt auch der Eisenmangel behoben werden (Zimmermann et al in Thyroid 12: 867-78, 2002).
Selen
Die Schilddrüse ist die einzige Drüse, die – wahrscheinlich als Anpassungsmechanismus an die unregelmäßige Zufuhr von Jod – große Hormonmengen speichern kann, der Vorrat reicht für etwa 2 Monate.
Die Schilddrüse gibt entsprechend dem Bedarf ihre Hormone an die Blutbahn ab. Die Schilddrüse gibt tgl. etwa 100 μg L-T4 ab. L-T3 wird nur zu einem geringen Teil aus der Schilddrüse abgegeben und überwiegend außerhalb der Schilddrüse aus L-T4 durch Einwirkung des Enzym-Typ-I-5/-Dejodase gebildet.
Diese Dejodase kann, genetisch bedingt, deutlich schwächer aktiv sein, was zu einem mehr oder weniger stark ausgeprägtem Mangel an dem eigentlich wirksamen Schilddrüsenhormonen L-T3 führt. Diese Tatsache ist gegenwärtig insbesondere auch unter dem Aspekt der Gewichtsprobleme in das wissenschaftliche Interesse gerückt.
Stimuliert werden kann die Dejodase beispielsweise durch Selen.

– den Kohlenhydratstoffwechsel:
Sie führen zu einer Beschleunigung der intestinalen Resorption von Kohlenhydraten, zu einer Steigerung der Gluconeogenese und zu einem gesteigertem Kohlenhydratabbau. Sie verstärken die Insulinwirkung, wobei gleichzeitig Insulin vermehrt abgebaut wird, sodass der Insulinbedarf insgesamt ansteigt.
-den Fettstoffwechsel:
Sie führen zu einer Steigerung der Fettmobilisierung, des Abbaus von Speicherfetten, in geringen Maße aber auch zu einer erhöhten Lipidsynthese. Hierdurch kommt es bei der Überfunktion (Hyperthyreose) zu einem Abfall der Cholesterinwerte, bei der Unterfunktion (Hypothyreose) so zu einem Anstieg.
-den Eiweißstoffwechsel:
Sie wirkt bei normaler Konzentration anabol (Aufbau). Bei erhöhter Hormonkonzentration (Überfunktion) herrscht eine katabole (abbauende) Wirkung vor.
– den Knochenstoffwechsel:
Nur bei ausreichender Versorgung mit Schilddrüsenhormonen kann das Skelettsystem normal reifen. Eine Mangelversorgung führt zu einem disproportionierten Minderwuchs.
Beim Erwachsenen bewirken Schilddrüsenhormone bei normaler Konzentration eine Aktivierung des Knochenaufbaus (Osteoblasten), bei höheren Hormonspiegeln eine Aktivierung des Knochenabbaus (Osteoklasten).
Das Überwiegen des Knochenabbaus im Rahmen einer Hyperthyreose (Überfunktion) kann zu einem Verlust am Knochenmast (Osteoporose) führen.
– das zentrale Nervensystem,
die neuromuskuläre Übertragung und die Muskulatur:
Für die normale Reifung des Gehirns sind die Schilddrüsenhormone unerlässlich, ein Hormonmangel in der Schwangerschaft führt zu irreversiblen Schäden aber auch beim Erwachsenen führt ein Überschuss oder ein Mangel an Schilddrüsenhormonen zu Veränderungen des zentralen Nervensystems, der Sehnenreflexe und der Muskulatur.
Die Schilddrüsenhormone beeinflussen den gesamten intermediären Stoffwechsel und sind für eine Normalfunktion der Gonaden (Fortpflanzungsorgane) und für eine Vielzahl anderer physiologischer Prozesse von sehr großer Bedeutung.
Zur Diagnose von Schilddrüsenkrankheiten:
Der erste Schritt ist immer die Anamnese und der klinische Befund. Da viele Schilddrüsenkrankheiten familiär auftreten (Jodmangelstruma, Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis, medulläres Schilddrüsenkarzinom) ist die Frage nach Schilddrüsenkrankheiten in der Familie von großer Bedeutung.
Aufgrund der oben genannten Informationen werden zur Abklärung der sich stellenden Fragen gezielt weiterführende In-Vitro- und In-Vivo-Untersuchungen eingesetzt.
Bei der körperlichen Untersuchung wird besonders die Schilddrüsenregion beachtet und der Befund im Bereich der Schilddrüsenregion durch Palpation erhoben. Dabei werden die Größe der Schilddrüse, die Konsistenz und die Schluckverschieblichkeit beachtet. Knotige Veränderungen werden bzgl. Abgrenzbarkeit, Lage, Konsistenz und Verschieblichkeit geprüft und natürlich dokumentiert. Zusätzlich wird die übrige Halsregion mit untersucht und z.B. auch auf eine Vergrößerung regionaler Lymphknoten geachtet.
Klinische Zeichen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose):
Erhöhe Pulsfrequenz (Tachykardie), erhöhte Blutdruckamplitude, ein systolisches Strömungsgeräusch, warme und feuchte Haut, ein feinschlägiger Tremor (Fingerzittern) und eine Beschleunigung der Muskeleigenreflexe. Zusätzliche Hinweise sind Gewichtsabnahme, verstärkte Nervosität und Schwitzen sowie Einschlafstörungen und auch Leistungsabfall.
Ein Hervortreten der Augen (endokrine Orbitopathie) weist auf eine spezielle Form der Überfunktion, den Morbus Basedow hin.
Klinische Zeichen einer Schilddrüsenunterfunkion (Hypothyreose):
Allgemeine Verlangsamung, trockene, schuppige, blasse Haut, teigige Schwellungen von Augenlidern und Händen, langsame Pulsfrequenz, verlangsamte Muskeleigenreflexe, Leistungsabfall und Müdigkeit sowie Kälteempfindlichkeit.
Laboruntersuchungen/In-Vitro-Diagnostik:
Die Laboruntersuchungen müssen den allgemeinen Empfehlungen und gesetzlich vorgeschriebenen Richtlinien zur Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien folgen. Hierzu gehören die regelmäßige Durchführung laborinterner Präzisions- und Richtigkeitskontrollen und die regelmäßige Teilnahme an externen Ringversuchen, etwa den Ringversuchen der deutschen Gesellschaft für klinische Chemie.
Bei der Bestimmung der Schilddrüsenhormone ist außer L-T4 und L-T3 eine Messung des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) von großer Bedeutung.
Der SHBG-Spiegel gibt die Wirkung der Schilddrüsenhormone in der Peripherie wieder, bei nur geringer oder nicht ausreichender Wirkung ist dieser Wert sehr niedrig, bei einer zu starken Wirkung (Überfunktion, Schilddrüsenhormonüberdosierung) hoch/erhöht.
Im Thyreoglobulin der Thyreozytenzelle findet die Synthese des Thyroxins statt. Wenn nun die Schilddrüse oder ein Schilddrüsenknoten wächst, gehen auch verstärkt Thyreozyten zugrunde (Apopthose u.v.m.) hierdurch tritt vermehrt Thyreoglobulin in Blut über , so dass unter diesem Aspekt die Höhe des Thyreoglobulinspiegels ein Maß für das Schilddrüsen-/bzw. Knotenwachstum darstellt.
In-Vivo-Diagnostik
Eine zentrale Rolle spielt hier die Schilddrüsensonographie (Ultraschalldiagnostik, die im Rahmen jeder Schilddrüsendiagnostik obligat durchgeführt werden sollte (Pfannenstiel, P. et al: Schilddrüsenkrankheiten, Diagnose und Therapie, Berliner BMV Verlag Seite 78)
Bereits im aktuellen Schilddrüsenreport Thy 03/1999 wurde ausgeführt, dass sich viele aktuelle Publikationen mit der farbcodierten Dopplersonographie der Schilddrüse befasst haben (Schott und Scherbaum, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 103, Heft 45, Seite B 2628).
Es wird ausgeführt, dass diese zunehmend auch zur Beurteilung der Vaskularisation, parenchymatöse Organe sowie der Tumore herangezogen wird. Bereits damals haben etliche Arbeitsgruppen diese Methode auch als zusätzliche Informationsquelle zur Abklärung von Schilddrüsenknoten genutzt.
Heute wird bei uns die Schilddrüsensonographie mit modernstem Gerät auch im 4D Modus durchgeführt, welcher die diagnostischen Möglichkeiten nochmals erweitert.

- Unscharfer Rand
- Mikrokalzifikation
- Binnenvaskularisierung
soll eine Feinnadelbiopsie durchgeführt werden.
Papini E. et al Journal of Clinical Endokrinology and Metabolismen 1987 (2002), 1941-1946
Risk of Malignency in Non Palpable Thyroid Nodules: Predective Value of Ultrasound and Color-Doppler Features.
Angesichts des sehr inhomogenen und echoärmeren Strukturmusters war hier die Farbduplex-Untersuchung von großer Bedeutung für die Beurteilung.

Pfannenstiel P. et al. (Schilddrüsenkrankheiten, Diagnose und Therapie, Berliner BMV Verlag Seite 78) Führen auf S. 85 ff aus, dass vor allem auch bei der Abklärung von Schilddrüsenknoten die farbcodierte Dopplersonographie zur besseren Einordnung des Befundes beitragen kann, da maligne Tumore der Schilddrüse in mehr als 2/3 der Fälle eine vermehrte zentrale Vaskularisation aufweisen.
Beispiel Schilddrüsenpunktion:
Erfolgreiche Therapie eines schokozystisch degeneriertes mikrofollikuläres Adenom durch Abpunktion, Sklerosierung und Schilddrüsenmedikation.
Schokozystisch degeneriertes mikrofollikuläres Adenom (09.2014)
Nach zweimaliger Abpunktion und Sklerosierung (nach 3 Monaten)
Nach ca. 3 Jahren
Der abpunktierte und sklerosierte Knoten hat sich palpatorisch vollständig zurückgebildet, lediglich sonographisch zeigen sich noch Hinweise auf regressiv-mikrofollikuläre Umbauten.
Szintigraphie:
Die Sonographie stellt lediglich morphologische (strukturelle) Veränderungen der Schilddrüse dar, die Szintigraphie hingegen zeigt den regionalen und globalen Funktionszustand des Schilddrüsengewebes. Die sichere Einordnung eines Befundes ist meistens erst durch die kombinierte Anwendung von Sonographie und Szintigraphie unter zusätzlicher Berücksichtigung der zuvor erhobenen klinischen und zusätzlich auch laborchemischen und ggf. histologischen Befunde möglich.

Grundlage der Schilddrüsenszintigraphie ist die Tatsache, dass funktionell aktive Schilddrüsenzellen Jod aufnehmen. Somit erlaubt die quantitative Schilddrüsenszintigraphie die Beurteilung der Aktivität dieser thyreoidalen Jodaufnahme. Die Jodaufnahme der einzelnen Schilddrüsenzellen wird teilweise durch die einzelne Schilddrüsenzelle selbst über den Jodgehalt, teils aber auch durch Stimulatoren wie das TSH gesteuert.
Bei einer Schilddrüsenautonomie ist die Jodaufnahme von diesen Regulationsmechanismen unabhängig gesteigert. Für die Schilddrüsenszintigraphie wird hauptsächlich das schwach radioaktive Nuklid-Technetium 99 m verwandt, da dieses zu einer deutlich geringeren Strahlenexposition als Jod-131 führt und ähnlich dem Jodid in die Schilddrüsenzellen aufgenommen wird. Nach etwa 30 Minuten, nachdem die Schilddrüsenzelle erkannt hat, dass dieses Technetium kein Jodid ist, wird das Technetium wieder ausgeschieden, in Verbindung mit der sehr kurzen physikalischen Halbwertzeit von 6 Stunden führt dies, wie ausgeführt, zu einer nur sehr geringen Strahlenexposition.
Jod-131 wird lediglich im Rahmen der Vorbereitung für die Radio-Jod-Therapie oder im Rahmen der Nachsorgediagnostik beim Schilddrüsenkarzinom eingesetzt.
Zur sicheren Abklärung des auffälligen Knotens sind beispielsweise folgende Publikation zu erwähnen, deren Ergebnisse sich auch mit unseren Ergebnissen decken:
Die Publikation von de Geus-Oei et al. (J Nucl Med 2006; 47: 770 – 775) zeigt, dass aufgrund der genauen Dedektion von Schilddrüsenkrebs durch 18F-FDG PET diese Methode eine wichtige Rolle in dem Management von Patienten mit unklarer zytologischer Diagnostik von Schilddrüsenknoten spielt. Die FDG-PET reduziert die Anzahl von Hemithyreoidektomien um 66%. Die Autoren führen aus, dass, obwohl die PET eine relativ kostspielige Diagnostik ist, dies kostengünstiger ist als die Kosten und Risiken einer unnötigen Schilddrüsenoperation.